Die Betriebsart Packet Radio

In OE7 stehen einige Einstiegsknoten für Packet Radio zur Verfügung. Die Einstiegsfrequenzen befinden sich überwiegend auf 70cm (fallweise auch auf 2m) mit der Einstiegsbaudrate 1k2 in AFSK (fallweise auch 9k6 FSK). Als übliche Einstieghardware dient ein PC mit PR-Software, ein TNC (Terminal Node Controller) und ein angeschlossenes konventionelles Funkgerät.

Die PR-Frequenzen sind auf der Homepage des LV OE7 im UKW Referat / Anlagen aufgeführt. Der Zugang in das Packet-Radio Netz ist auch über HAMNET Richtfunkeinstiege möglich. Packet-Radio Knotenrechner werden auch als Digipeater bezeichnet.

 

Bei Packet Radio handelt es sich um ein in den 80ziger Jahren entwickeltes System zur Datenkommunikation mit dem sogenannten AX25 Protokoll. Es ermöglichte lange vor dem Internet den Datenaustausch (sowohl Chat als auch Mai-l und Filetransfer) zwischen Funkamateuren untereinander.  Über ein Routingprotokoll (Flexnet-Routing) ist neben einer einfachen Punkt - zu Punkt Verbindung auf der QRG auch der "Connect" über mehrere Digipeater hinweg möglich. Linkstrecken (Richtfunkstrecken) zwichen den Digipeatern ermöglichen die Connects durch das PR-Netz.

Heutzutage werden Links zwischen Packet Radio Knotenrechnern auch über die HAMNET-Linkstrecken im 6cm Band mitübertragen. APRS bedient sich ebenfalls dem AX25 Protokoll, ist aber im Regelfall ein vom konventionellen hier beschriebenen Packet Radio-Netz unabhängiges und eigenständiges System, welches mit speziellen APRS-Digis und ungerichteten APRS-Telegrammen meist auf der Simpex-QRG 144.800 arbeitet - und gegenüber PR ein vereinfachtes Messaging bietet.  Abgesehen von AX.25 werden von einigen Digipeatern auch TCP/IP-Verbindungen unterstützt.

OE7XGR Packet Radio Bildschirmanzeige

Bild: Connect bei OE7XGR Gefrorene Wand und Einstieg in den Convers-Chat per Befehl

 

Das Packet Radio-Netz

Das Packet Radio-Netz ermöglicht "Plain-Text" Übertragung (direkt chat oder über Convers-Schaltungen bzw. Chatrooms), wie auch den den Abruf und die Bedienung von DX-Clustern, von POCSAG Pager-Sendern (zb in OE9) und Wetterstationen sowie die Binär-Datenübertragung (Fileübertragung) zwischen zwei oder mehreren PR-Benutzern. Alternativ ist das auch das Mailen zeitversetzt über PR-Mailboxen möglich.

Die PR-Mailbox für OE7 ist beispielsweise OE7XLR-8, sie nimmt per HF-Linkstrecken am internationalen Mailboxroutingverbund im PR Netz teil. Jeder OM kann seine Heimat-Mailbox frei wählen, üblicherweise ist dies die am nächsten und besten erreichbare/connectbare.  Da Mailboxen untereinander kommunizieren, kann auch eine andere Mailbox als die Heimat Box gewählt werden, etwa die Sazburger OE2XZR-8 oder Nürnberger Uni DB0FHN-8.

 

PR-Mailboxen ermöglichen die Übermittlung persönlicher Nachrichten an einen anderen OM (und somit i.d.R. an seine Heimatbox), so wie auch für die Allgemeinheit in sogenannte "Rubriken", deren Verbreitungsraum auf die andere Boxen durhc Angabe eines Verteiler anzugeben ist (zb Verteiler @OE). Der Abruf persönlicher Nachrichten ist hingegen nur an der Heimatbox möglich, sofern der Absender nicht gezielt eine abweichende Empfängermailbox angegeben hat. Das Versenden und einsehen der Rubriken hingegen in allen Rubriken des OE/DL-Raums, sofern sie am Mailbox-Routing korrekt teilnehmen. Einige PR-Boxen haben auch ein Webinterface und/oder OP3/SMTP Zugang für Mailclients, welches über HAMNET aufgerufen werden kann. Manche Boxen bieten auch auch einen read only Zugriff auf der Internetseite als Webinterface.

Mailbox OE7XLR-8

Bild: Einstieg in Box OE7XLR-8 per "plain text", Betreffabfrage 3 letzte Nachrichten in Rubrik OEVSV

Auch auf Kurzwelle wird 300bd Packet Radio betrieben (ink. diversen Einstiegdigi ins Netz).

 

Seit dem Internetboom, Mail und Social Media wird die Betriebsart PR etwas fäschlicherweise immer mit dem vorhin genannten verglichen, viele OMs sind zum Nachrichtenaustausch mittlerweile auf E-Mail, Facebook, SMS u.ä. ausgewichen. Es gilt aber zu bedenken, das hier bei PR der Einstieg über schmalbandige 2m/70cm Verbindungen mit 1200 bit/s oder 9k6 zum nächsten Einstiegdigi im Vordergrund steht.  Einen Ersatz für die schnellen Kommunikationsformen des Internets kann die alte AX25-basierende Technik nicht mehr bieten. 

Die höchste Ausbaustufe und Nutzerzahl konnte Packet Radio in OE7 zwischen Mitte und Ende der 1990er-Jahre (vor dem Aufkommen des Internets in der Breite) verzeichnen, insbesondere beim Mailing-Verkehr über die Mailboxen. Dennoch wird das Netz, die Linkstrecken und die noch verbliebenen Netzknoten in OE7 (etwa die Hälfte von damals) noch von einer kleineren Gruppe in OE7 in den PR-aktiven Ortsstellen noch weitergepflegt. Über HAMNET-Linkstrecken konnten als Nebeneffekt einige schon "abgebrochene" PR-Verbindungen (etwa ehemalige 23cm Linkstrecken) zwischen den Knotenrechnern wieder reaktiviert werden.

 

Der Einstiegsdigi und Grundlagen der Bedienung

Mit Ausnahme von Direktverbindungen auf einer QRG (zb mit anderem OM) muss für den HF-Einstieg ins PR-Netz immer zuerst ein erreichbarer Einstiegsdigi connected werden. In OE7 sind dies per 09/2014 auf 2m bzw. 70cm die Digis OE7XGR Gefrorene Wand, OE7XPR Sechszeiger, OE7XLR Seegrube und OE7XHR Hoadl. Digis wie OE7XZR (Zuspitze) haben keinen Userzugang und bedienen nur PR-Linkstrecken.

Von jedem Digi kann man sich dann weiterverbinden lassen, entweder auf einen weiteren Digi im PR-Netz,  oder zu einem User sofern er am betreffenden Knoten erreichbar ist. Befindet sich ein anderer User, den man erreichen möchte auf einem anderen Einstiegsdigi als man selbst, so muss zuerst dieser Knoten connected werden (mit dem Befehl:   c digicall). Erst dann kann versucht werden den user zu connecten  - wiederum mit dem Befehl c usercall. Kommt keine Verbindung zu stande, bricht der Digi die Connectversuche zum User ab. Ist der Connect erfolgreich, so kann zb mit der Tastatur gleich "gechattet" werden, eine Antwort kommt wohl aber nur gleich zurück sofern der andere User auch am PC ist hi. 

Die Mailbox OE7 kann etwa mit c oe7xlr-8 connected werden (Boxen haben meist den SSID -8 am Ende des Calls). In OE7 funktioniert das auch mit dem Kurzbefehl m.

Das Wegtrennen von Verbindungen mit Usern erfolgt meist mit //q, von Digis meist mit q. Bei DX-Clustern ist z.T exit erforderlich, im Convers (Chatrooms) /q. 

H gibt in der Regel eine Übersicht der Befehle, I eine Information des PR-Knotens aus. U informiert über die aktiven Verbindgungen auf genau diesem Digi.

Auf XNET-Digis wie dem OE7XGR kann mit conv in den dort verlinkten PR-Convers eingestiegen werden (Chatrooms).

Mit dem Befehl L werden an einem Digi die aktiven Linkstrecken bzw. Funkports und die zugehörigen Laufzeiten/Qualität (an diesem Digi) angezeigt.  Mit dem Befehl D werden die direkt per HF-Strecken verfügbaren Destinationen im Flexnet-Routing des PR-Netzes angezeigt (inkl. Laufzeiten/Qualität). Hinweis: Es werden nur Digis, Mailboxen etc.. aber keine User als Destinationen angezeigt, da User nicht im Flexnet Routing teilnehmen.

 Destinations_PR_OE7XGR

Bild: Befehl l und d an OE7XGR. d(estination) zeigt hier direkt per HF erreichbare Knoten (ohne igate)

 

Der Befehl mh zeigt die my heard des jeweiligen Digis Liste an.

 Mheard OE7XGR Digi

Bild: Befehl mh (mheard) zeigt die zuletzt gehörten Stationen an den jeweiligen TRX-Ports des Digis

IGATE (PR-IGATE)

PR-Netze zwischen Digis , die nicht direkt per HF erreichbar sind, können im Regefall via IGATE erreicht werden. Dazu muss entweder zuerst das IGATE connected werden (c igate) und anschließend der gewünschte Zieldigi. Alternativ wird der gewünschte Zieldigi direkt vom Ausgangsdigi (mit Befehl c zieldigicall igate) verbunden. Es ist auch möglich, sich von Digi zu Digi weiterzuhanteln. (mit c -Befehlen). PR verhindert allerdings das connecten von Kreisen oder Rückverbindungen in der Netztopologie (sogenannte Loop Detection). Erreicht man aufgrund von Loops den Zieldigi nicht, hat man ggf. zuerst in der Netztopologie "zu weit" connected.

Verbindungen ab DB0FHN: Ist man etwa direkt mit DB0FHN (Nürnberg) verbunden, so lässt dich die Innsbrucker Box mit c oe7xlr-8 igate erreichen. Die Gefrorene Wand mit c oe7xgr igate. Umgekehrt (um db0fhn von OE7 aus zu erreichen) wäre es c db0fhn igate - jeweils vorausgesetzt wenn keine direkte HF-Verbindung nach Nürnberg besteht. So diese vorhanden ist, wäre auch der Connect ohne Angabe von igate möglich. 

 

Hilfebefehle

Prinzipiell haben die meisten Digis und Boxen wie auch DX-Cluster etc.. immer Hilfestellungen, die meist mit dem Befehl "h" oder fallweise "/h" abgerufen werden können. Auch die umfangreicheren weiteren Befehle werden dort erläutert, oder können mit h befehl im Detail abgerufen werden. Im Covers (Chatrooms) stehen eigene Befehle zur Verfügung, mit denen man Chaträume wechseln kann.

SSID´s

Manche Knoten haben verschiedene Dienste unter dem selben Rufzeichen, die zum Teil beim Connecten über verschiedenen SSID´s angesprochen/unterschieden werden. Beispiel ist OE7XLR (SSID 0-4) als normaler Knotenrechner angelegt, und OE7XLR-8 (SSID 8) ist hingegen der am Netz angeschlossene Mailboxrechner. OE7XLR-10 ist ein eigener Knotenrechner, der als Bindeglied zu den Hamnetfunkstrecken fungiert usw...

Heimatmailbox

Heimatmailbox: Eine gewünschte Heimatmailbox (die sogenannte HOME BBS) definiert man nach deren Connect durch spezielle Befehle (z.B. man hinterlegt den Namen usw.) Das Setzen der Home-BBS in der Innsbrucker Box OE7XLR-8 erfolgt mit dem Befehl  mybbs oe7xlr, das Festlegen des Namens mit:  name name (z.B.: name Hubert). Das Setzen der gewählten Heimatmailbox sollte mit dem selben Befehl auch an DB0FHN-8 wiederholt werden, damit auch in DL alle Maiboxen die Informationen haben (wird automatisch an die Boxen verteilt). Wird im Betrieb erkannt, das eine andere Box die eigene Home-BBS nicht kennt, so sollte der Befehl durch den User dort an der betroffenen Box auch ausgeführt werden. (i.d.R. aber aufgrund automatischen Datenaustausches zwischen den Boxen ist das normalerweise nicht nötig)

 

Software 

Die heute gebräuchlichste Software ist Paxon.  Bei AX over IP Verbindungen (direkt von Paxon aus), wie zb bei einem HAMNET Einstieg, wird es mit der flexnet-Erweiterung betrieben.

 

Technisches zum Betrieb von Packet Radio über HAMNET 

Unter Anwendung des OSI-Modells können AX.25 Datenpakete mittels AXUDP oder AX-over IP Paketen „per Rucksack“ im HAMNET transportiert bzw. eingebettet werden. Die Geschwindigkeit übertrifft dabei ein vielfaches der bestehenden bzw. teils in OE7 schon abgebauten 9k6 23cm 9k6 oder 19k2-FSK-Technik.
Die AX.25 Pakete können über Schnittstellen zu RMNC-Digipeatern (zb.: KISS-Karte) oder direkt an neueren Knotenrechnern (z.B: DLC7 mit XNET) in das HAMNET eingespeist und auf den Protokollschichten es HAMNETS „huckepack“ genommen werden.
So können Linkstrecken zwischen Digipeatern auch über HAMNET-HF-Strecken zusammengeschaltet werden. Es ist auch möglich, als Funkamateur anstelle über einen konventionellen 2m oder 70cm-Zugang auch über einen HAMNET-HF-Userzugang in das Packet-Radio-Netz einzuloggen.

Das HAMNET stellt somit nur das Medium als EInbettung für die AX25-Datenübertragung und Verbindung zu den PR-Knotenrechnern her. HAMNET ist daher nicht gleichzusetzen mit dem PR-System selbst, sondern ein darüberliegendes Medium zur Übertragung diversetster Daten (Von Fonie über Fernsehbilder, Webseiten etc...).

Einige PR-Mailboxen bieten im Hamnet auch eine Weboberfläche als alternative Abrufmöglichkeit im gegesatz zum Plain-Text AX25.

Eine früher gebräuchliche Art des Huckepackverkehrs war der umgekehrte Fall, das sogenannte „IP over AX25“ oder oft auch „TCP/IP over AX“ genannt. Hierbei können über PR- Usereinstiege auch Webseiten oder andere IP-Dienste in z.T. langsamer Geschwindigkeit genutzt werden. Da AMPR einen TCPIP Stack über das AX25 Packetradio Netz benötigt, muss eine entsprechende Software wie Flexnet, AGW, WAMPES oder ax25-Linux vorhanden sein. Dabei ist der TCPIP-Stack für die jeweilige Anwendung transparent und es können diverse gewohnte Anwendungen verwendet werden. In beiden Fällen ("IP over AX" für AMPR – sowie für das "AX over IP" im HAMNET) werden IP-Adressen benötigt.  Das HAMNET hat IP over AX25 allerdings weitestgend abgelöst, da im HAMNET direkt mit TCP/IP Protokoll gesprochen werden. 

73 de OE7FMI / 2014